Die Gründung der Sektion Tennis
Tennis gab es in Saalfeld bereits seit den Zwanziger Jahren. Bis Ende des zweiten Weltkrieges existierte im VfL 06 Saalfeld eine Tennisabteilung, deren Mitglieder ihren Sport an den Saalewiesen ausübten. Diese Anlage wurde nach 1945 zunächst in eine Gartenanlage und später in ein Fußballfeld umfunktioniert. Im Oktober 1948 wurde als erste Betriebssportgemeinschaft des Landes Thüringen die ZBSG "Karl Liebknecht" Maxhütte Unterwellenborn gegründet. Am 21. März 1951 erfolgte die Umbenennung in BSG "Stahl" Maxhütte und im selben Monat wurde die Sektion Tennis als 15. Sektion der Betriebssportgemeinschaft "Stahl" ins Leben gerufen. Eine kleine Gruppe begeisterter Tennisspieler versuchte nun auf den zwei vorhandenen Plätzen des enteigneten Schokoladenwerksbesitzer Hüther den Tennissport neu zu organisieren. Vor allem Sportlerinnen und Sportler, die bereits vor 1945 Tennis spielten sowie einige neue Tennisbegeisterte waren bemüht, die zwei Plätze wieder spielfähig zu gestalten und einen regelmäßigen Sportbetrieb unter den damaligen schwierigen Verhältnissen wieder aufzunehmen. Sechzehn Mitglieder zählte die Tennissektion bei ihrer Gründung und nur langsam stieg die Mitgliederzahl in den ersten Jahren.Ilse Wilhelm, Johanna Fleischmann, Lilo Bischoff und Marie Köhler sowie die Herren Max Stahl, Dr. Bruno Novak, Armin Köhler, Herbert Werner, Rudolf Müller und Willy Hünecke zählten mit zu den Begründern der Sektion bzw. waren in den ersten Jahren wesentlich am Aufbau beteiligt. Nicht vergessen werden sollen die damaligen Gastspieler Gerda und Heinrich Eckebrecht sowie der Sportfreund Walter Schilling, der als einziger Spieler im Verein bereits als Balljunge den Tennissport kennen lernte.
Schon bald nach der Neugründung nahmen eine Damen- und eine Herrenmannschaft den provisorischen Spielbetrieb auf.
Weitere Entwicklung bis 1989
Die Arbeiten an der Tennisanlage, welche auch später immer wieder nötig waren, erzeugten innerhalb der Gemeinschaft eine enorme Kameradschaft. Insbesondere in den Sechziger Jahren bildete sich ein Kollektiv, welches auf dem Bergfried nicht nur die Liebe zum Tennissport zusammen brachte. Da der Besitz von Autos noch eine Seltenheit war und man sich vorrangig mit Fahrrädern, Tretrollern und der Bahn fortbewegte, waren weite Reisen nicht möglich. So wurde die Tennisanlage zum Kleinod am Wochenende und sogar zum Urlaubsdomizil für die vielen Tennisfamilien. Erst mit der Anschaffung von Automobilen und dem Pachten von Kleingärten ließ dieses Zusammengehörigkeitsgefühl allmählich nach.Der Sportbetrieb beschränkte sich auch nicht nur auf Training und Punktspiele. Zahlreiche Freundschaftsspiele gegen partnerschaftlich verbundene Tennisvereine aus Greiz, Leipzig, Berlin, Karl-Marx-Stadt oder Sokolow wurden jährlich durchgeführt. Oft waren die Reisen zu diesen Spielen ebenso erlebnisreich wie die Wettkämpfe selbst. Ob Zugfahrten oder Autodefekte - viele Episoden werden noch heute immer wieder auf dem Bergfried erzählt. In all den Jahren gab es nie Probleme, genügend Spieler für solche Ereignisse oder auch für die Punktspiele zusammen zu bekommen. Die Mannschaftskapitäne hatten keine Schwierigkeiten, ihre Teams aufzustellen. Feste Stammspieler absolvierten nahezu alle Spiele und fiel doch einmal jemand aus, wurde gern und ohne zu zögern ausgeholfen.
Erwachsene aus allen Schichten der Bevölkerung engagierten sich in der Sektion Tennis der BSG Stahl. Das Vorurteil, dass Tennis zu DDR-Zeiten nur ein Sport für Vornehme und Reiche war, galt zumindest für den Saalfelder Verein nicht. Auch der Zulauf von Jugendlichen war stets hoch, da diese den Sport gewissermaßen ohne Kosten betreiben konnten. Schläger und Bälle zahlte die Betriebssportgemeinschaft ebenso wie die Aufwandsentschädigungen für Übungsleiter. Diese wurden zudem von ihren Betrieben für das Training freigestellt. Diese Arbeit war sehr erwünscht und wichtig, um bei den jährlichen Jugendspartakiaden in Kreis und Bezirk Erfolge zu erzielen. Punkte im "Wettbewerb der Sektionen" sicherten dem Trägerbetrieb Ansehen und dem Saalfelder Tennis Zusatzgelder für die Durchführung des Spielbetriebes. Nicht zuletzt waren diese Ergebnisse ein wichtiger Trumpf, wenn es wieder einmal darum ging, um den Erhalt der Tennisanlage zu kämpfen. Ein Arrangieren mit der sozialistischen Politik und ihren Instrumenten war zu dieser Zeit einfach notwendig. Eine Organisation der Sektion Tennis als Mitglied der Betriebssportgemeinschaft "Stahl" Maxhütte im Deutschen Turn- und Sportbund (DTSB) und dem Deutschen Tennisverband (DTV) der DDR war nur logisch. Ein entsprechendes liniengetreues Handeln brachte viele Vorteile und sicherte die Ausübung des Tennissports bis ins Jahr 1989.
Wendezeit und "Neuzeit"
Mit den politischen Veränderungen 1989 begann auch für den 1. Tennis-Club Saalfeld eine bewegte Zeit. Die eingeschliffenen Strukturen aus 40 Jahren Sozialismus waren überholt und vieles, was selbstverständlich geworden war, änderte sich nun rasant. Der Dornröschenschlaf war vorbei.Mit der Neugründung des "Sportverein Stahl Unterwellenborn" im Jahr 1990 wurde die Sektion Tennis zur Abteilung. Gleichzeitig wurde sie Mitglied des Landessportbundes (LSB) und des Thüringer Tennisverbandes (TTV). Der Spielbetrieb wurde nahtlos weiter geführt, lediglich die Anzahl der Mannschaften musste aufgrund des drastischen Mitgliederrückganges stark reduziert werden. Der Bergfried konnte weiterhin als Spielstätte genutzt werden, auch wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen zunächst nicht geklärt wurden. Größtes Problem war die Finanzierung des Trainings- und Wettkampfbetriebs sowie der Erhaltung der Anlage, da die Mittel des ehemaligen Trägerbetriebs nur noch stark eingeschränkt flossen. Aus diesem Grund entschloss sich die Leitung der Abteilung, den Schritt in die Unabhängigkeit zu wagen. Am 15. Juli 1993 erfolgten somit der Austritt aus dem "Sportverein Stahl Unterwellenborn" und die Neugründung als selbständiger Verein unter dem Namen "1. Tennis-Club Saalfeld e.V.".
Der neue Vorstand unter Dr. Volker Kögel hatte damit drei Hauptprobleme zu bewältigen. Erstens neue Geldquellen zu erschließen, um den Spielbetrieb auf dem Bergfried fortsetzen zu können. Dies setzte zwangsläufig auch voraus, dass ein neuer Nutzungsvertrag zur möglichst weiterhin kostenlosen Nutzung der Tennisanlage geschlossen werden musste. Aufgrund der ungeklärten Eigentumslage gestaltete sich dies besonders schwierig. Und drittens musste der starke Rückgang der Mitgliederzahlen gebremst und möglichst schnell umgekehrt werden. Rückblickend kann man heute sagen, dass der erste Vorstand sehr gute Arbeit geleistet hat, denn der Übergang und alle damit verbundenen Probleme wurden hervorragend bewältigt.
Ab Mitte der Neunziger Jahre hatte sich der Verein in der Stadt und der Region etabliert und war somit in der westlichen Marktwirtschaft angekommen. Seitdem steuert das Schiff in ruhigerem Fahrwasser und schaut einer erfolgreichen Weiterentwicklung entgegen.